Letzter Besuch einer Antonov 124 in 2018

Antonov 124-100M

Am heutigen Dienstag besuchte eine Antonov 124 Nordholz. Und nach Aussage des Zivilflugplatz ist das auch das letzte mal im Jahr 2018. Wie ich finde ein mehr als würdiger Abschluss des Spotterjahr 2018. Das wird in den verbleibenden Tagen wohl nur schwer zu toppen sein. 
Bei der UR-82007 handelt es sich um die 5. überhaupt gebaute Antonov 124. Zieht man die 2 Prototypen ab, ist es also die dritte gebaute Serienmaschine. Und gleichzeitig ist sie die älteste noch fliegende „124“. Die erste Serienmaschine stürzte am 13.10.1992 ab. Bei einem Flug im Rahmen der staatlichen Zulassungsprüfung kam es unter der Leitung von S.A. Gorbig zum ersten Absturz einer Antonov 124. Ziel des Fluges war die Steuerbarkeit der Maschine bei maximalem Staudruck zu untersuchen. Zum Zeitpunkt der größten aerodynamischen Belastung, wurde die Radarnase zerstört. Die Trümmer der zerstörten Radarnase beschädigten 2 Triebwerke so schwer das sie sich entweder automatisch herunterfuhren oder ausfielen. Auch hatte die Crew keine brauchbaren Geschwindigkeitsangaben mehr, da auch diverse Systeme durch die Triebwerksausfälle nicht mehr funktionierten. In dieser Situation flog eine Antonov 22 parallel zur Maschine, damit die Crew einen Anhalt ihrer Geschwindigkeit hatte. Etwa 40 Kilometer vor dem Flugplatz in Kiew kollidierte die Maschine mit Bäumen und alle 8, sich zu diesem Zeitpunkt in der Maschine befindlichen Personen fanden den tot. Ein Ingenieur überlebte, da er zuvor zum Ausstieg mit dem Fallschirm aufgefordert worden war.      

SALIS-Nun rein ukrainisch

Bisher war es so das die Maschinen im Rahmen von SALIS (Strategic Airlift International Solution) von Antonov Airlines (Ukraine) und Wolga-Dnjepr (Russland) gestellt wurden. Im April 2018 gab der russische Partner aber sein Ausscheiden zum Ende des Jahres 2018 bekannt. Der neue SALIS Vertrag wurde nun allein an Antonov Airlines vergeben. Diese ist zusammen mit der deutschen Firma Aircargonet ein Jointventure  eingegangen. Die Ukrainer halten 51% der Firmenanteile, der deutsche Partner 49%. Aircargonet war auch schon in der Vergangenheit für die Bundeswehr tätig. Sie charterte IL-76 der Usbekistan Airlines um damit Transportflüge nach Temez durchzuführen. Im neuen Unternehmen ist Aircargonet hauptsächlich für die Logistik und als Ansprechpartner für die deutschen Behörden verantwortlich. 

In der Vergangenheit war es so, das 2 Antonov 124 in Leipzig fest stationiert waren. Das soll wohl auch ab dem 1.1.2019 so bleiben. Diese Maschinen sollen innerhalb von 72 Stunden abrufbar sein. Im bisherigen Vertrag war dann vorgesehen das 2 weitere Maschinen innerhalb von 6 und weitere 2 innerhalb von 9 Tagen. Fraglich ist aber ob Antonov Airlines überhaupt 6 Maschinen zusagen kann. Denn sie besitzen in Summe gerade mal 7, bei Wartungen könnte es da schnell eng werden. Und auch auf Deutschland kommen ggf. Probleme zu. Bisher hat Deutschland rund 800 Flugstunden pro Jahr im Rahmen von SALIS „verbraucht“. Experten gehen aber davon aus, das Antonov Airlines als alleiniger Partner, nicht mehr als 900 Stunden pro Jahr wird leisten können. Da wird sich also eine Lücke auftun. Es wird spannen zu sehen wie die geschlossen wird. Es wird auch in verschiedenen Medien berichtet, das wohl auch die Antonov 225 teil des neuen Vertrags sein soll. Diese ist wohl zum gleichen Preis wie die Antonov 124 mit angeboten worden.  

Die Flugstundenpreise liegen bei den Ukrainern etwa 1/3 höher als vorher bei den russen und sind bei etwas 35.000€. Diese dürften mit der Monopolstellung nicht gesunken sein. 

Unabhängig von allen politischen und anderen Problemen, war dieser Tag eine tolle Gelegenheit der Maschine  ganz nah zu kommen. Und es ist schon beeindruckend wie winzig ein Gabelstapler im Rumpf der Antonov wirkt. 

UR-82007 in Nordholz