Hin und wieder gibt es auch in Nordholz echte Highlight’s zu bestaunen. Und ein solches war heute in gleich doppelter Form am Platz. Um kurz nach 12 Uhr am Mittag landeten in kurzer Folge 2 japanische Kawasaki P-1.
Neben der P-8 aus den USA (die auch schon in Nordholz war) ist die P-1 der einzige Neubau was ein Seeraumüberwachungsflugzeug angeht. Gemeinsam haben beide Typen das sie die P-3 ersetzen sollen. Die Philosophien sind aber grundsätzlich verschieden. Während Japan den Ansatz, den auch schon die P-3 hatte, langsam und tief zu fliegen, weiterverfolgt, geht man mit der P-8 neue Wege. Diese soll aus größerer Höhe operieren, was vermutlich auch der Tatsache geschuldet ist, das es sich letztlich um eine umgebaute 737 NG handelt. Das hat zum einen den Vorteil das man etwas erprobtes nutzt und zum anderen wird es wohl wenig Probleme mit Ersatzteilen geben.
Normalerweise sollten auch die Beschaffungskosten niedriger sein, das scheint aber nicht der Fall zu sein. Indien hat pro P-8 rund 250 Millionen USD gezahlt, laut Verteidigungsministerium in Japan schlägt die P-1 mit 150 Millionen USD zu buche. An der zweiten Aufnahme sieht man auch schon einige der auffälligen Unterschiede zur P-8. Zum einen wären da 4 statt 2 Triebwerke. Was auch wieder dem Ansatz geschuldet ist, das man davon ausgeht tief mit dem Flugzeug über dem Wasser unterwegs zu sein. So hat man zum einen durch 4 Triebwerke mehr Redundanz und hat so eine zusätzliche Reserve zum Beispiel im Falle eines Vogelschlages. Der Installierte Schub ist bei beiden Flugzeugen in etwa gleich. Die 2 CFM Triebwerke liefern einen gleichen Schub wie die 4 IHI Corporation F7 Turbofan Triebwerke der P-1. Unterschied ist wiederum das die Triebwerke des japanischen Musters extra für das Flugzeug und die Aufgabe entwickelt wurden. Daher wurden Metalle und Legierungen verwendet die eine hohe Korrosionsfestigkeit auch in Umgebungen mit Salzwasser erreichen. Die Triebwerke der P-8 sind lediglich angepasst.
Auch sind die Flügelformen grundsätzlich verschieden. Die P-8 hat einen etwa 25 Grad gepfeilten Flügel der auch an der Hinterkante eine Pfeilung aufweißt. Die P-1 hingegen hat einen gepfeilte Vorderkante (etwa 23°) aber eine gerade Hinterkante. Damit ist die Flügelfläche deutlich größer was bessere Langsamflugeigenschaften zur folge hat. Auch ist das Flugzeug dadurch agiler. Zu guter letzt hat die P-1 auch einen MAD-Detektor. Daher ist die APU auch im hinteren Teil des Rumpf verbaut und nicht weiter hinten. Andernfalls würde sie die Funktion des MAD beeinträchtigen. Die graue Fläche unter dem Cockpit ist Teil des Toshiba HPS-106 AESA Radar. Dieses befindet sich auf beiden Seiten und in der Nase und bietet eine 360° Rundumsicht.
Über dem Cockpit befindet sich das ESM. Außerdem verfügt das Cockpit über größere Scheiben sowie HeadUp Displays. Die Crew besteht aus insgesamt 11 Personen. Im Rumpf befindet sich ein Bombenschacht mit 8 Aufnahmepunkten. Dahinter sind Abwurfschächte für 30 Sonarbojen. Weitere 60 sind im Flugzeug und können nachgeladen werden. An den Tragflächen befinden sich je 4 Aufnahmepunkte für Waffen. Macht insgesamt 16 Waffenstationen. Weiter ist bemerkenswert das dieses Flugzeug per „Fly-by-light“ gesteuert wird. Das bedeutet Steuersignale werden nicht elektrisch oder mechanisch übertragen, sondern in Glasfaserkabeln per Licht.
Die Übertragung per Licht bietet den Vorteil das man zum einen Gewicht spart und zum anderen die Steuerung weniger anfällig gegenüber elektromagnetischer Strahlung ist. Die P-1 ist die erste Serienmaschine der Welt die diese Technik einsetzt. Die 4 „Striche“ unter den Frontscheiben sind IFF Antennen. Die Reichweite liegt bei ca. 8.500 km und die Zuladung bei rund 10 Tonnen. Insgesamt ist sie der P-3C in eigentlich allen Bereichen überlegen, was aber bei einem Neuentwurf nicht erstaunlich ist. Welches Konzept sich tatsächlich durchsetzen wird, in großer Höhe in Verbindung mit Drohnen (P-8) oder ehr am Boden (P-1), muss man in der Zukunft sehen.
Die P-1 wurde parallel mit der Kawasaki C-2 entwickelt. Daher verwenden beide Maschinen viele gleiche Teile. Zum einen an der Struktur als auch bei der Avionik. So ist zum Bespiel die Grundstruktur der Flügel die gleiche. Der Grund das wir überhaupt in den Genuss des Besuch gekommen sind, ist die ILA in Berlin. Daher werden die Maschinen, vermutlich am Montag, dahin weiterfliegen. Ein kurzer aber toller Besuch. Und wie man am letzten Bild sehen kann, führte es schon zu richtig Andrang im Anflug, zumindest für Nordholzer Verhältnisse.
2 Gedanken zu „First Landing of Type“
Hallo
Guten Tag
Wunderbarer Blog-Post. Informieren Sie alle über diese Kawasaki P-1. Danke für diese informativen Ideen. Ich hoffe, bald mehr Blogs von Ihnen zu lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Onma
Abgefahrene Flugzeug-Bilder!
Es ist wirklich fantastisch, wie nah du an die Maschinen herankommst – Hut ab! Ich knipse selbst gern hin und wieder, überlasse aber in der Regel Profi-Spöttern das Feld. 😉
Viel Erfolg beim Flieger verfolgen!