Die Commemorative Air Force in Nordholz

Ursprünglich waren vom Zivilflugplatz in Nordholz 3 DC-3 angekündigt und das für den 13.06.2019 gegen 9 Uhr. Begleitet werden sollten die 3 „Rosinenbomber“ von 2 T-6. Wie oft in der Fliegerei gibt es dann aber doch wieder Änderungen in letzter Sekunde. So erreichte mich eine Nachricht gegen 11 Uhr, das die Maschinen schon am Mittwoch, also den 12.06. ankommen sollten. Ein wenig Recherche ergab das der Start für 12 Uhr geplant war. Tatsächlich konnte man bei Flightradar gegen kurz nach 12 Uhr auch 2 DC-3 beobachten, die sich in Wiesbaden in die Luft erhoben hatten. Überschlägig habe ich mit grob 2 Stunden Flugzeit bis Nordholz gerechnet. Das hat sich auch grob bewahrheitet, gegen kurz vor 14 Uhr erreichte die C-47A Skytrain „That‘s all, Brother“ den Zivilflugplatz.

C-47A Skytrain

Kurz dahinter folgte die C-53D Skytrooper mit dem Namen „D DAY DOLL“. Beide Maschinen haben gemeinsam das sie der in Dallas beheimateten Commemorative Air Force angehören. Dabei handelt es sich zum einen um ein Museum, zum anderen aber auch um eine Flotte von Flugzeugen, die an verschiedenen Flugplätzen der USA beheimatet sind. Diese Vereinigung hat ihre Ursprünge im Jahr 1957 als vier Freunde eine P-51D Mustang kauften um sie für die Nachwelt zu erhalten. Bis zum Jahr 2002 nannte sich die Organisation Confederate Air Force. Irgendwann in dieser Zeit gab es auch einen Rückenpatch auf den Fliegerkombis der Crews mit folgendem Text. „This is a CAF aviator. If found lost or unconscious, please hide him from Yankees, revive with mint julep and assist him in returning to friendly territory. CONFEDERATE AIR FORCE“. Mint Julep ist ein Cocktail aus Minze,Bourbon Whiskey, Zucker und Crushed Ice. Das war eine Anspielung oder Veralberung auf den Text den die Flying Tigers im Zweiten Weltkrieg auf ihrem „Blood Chit“ bei sich trugen. Der Text lautete dort: „This foreign person has come to China to help in the war effort. Soldiers and civilians, one and all, should rescue, protect, and provide him medical care.“

Douglas C-53D-DO Skytrooper D DAY DOLL N45366

Inzwischen hat die Commemorative Air Force über 12.000 Mitglieder und besitzt 170 Flugzeuge. Der Großteil davon im flugfähigen Zustand. Man könnte auf die Idee kommen das sie besser aufgestellt sind als die Bundeswehr. Unter den flugfähigen Maschinen befinden sich solche Highlights wie 2 B-17, B-24, B-25, B-29. Nebenbei hat die Commemorative Air Force auch noch die Weltgrößte Sammlung von Nose Arts.

Douglas C-47A-15-DK Skytrain 92847 (MSN 12693) N47TB

Douglas C-47A-15-DK Skytrain
Douglas C-47A-15-DK Skytrain

Diese Maschine ist so berühmt das sie sogar einen eigenen Eintrag bei Wikipedia hat. That‘s All, Brother war die die Führungsmaschine für 800 C-47 am D-Day. Diese 800 Maschinen hatten dabei cica 13.000 Fallschirmjäger an Bord. Diese spezielle Skytrain hatte dabei Fallschirmjäger der 101st Airborne Division an Bord. Spätestens seit „Band of Brothers“ ist diese Einheit relativ bekannt. Bei diesem Einsatz am D-Day wurde die N47TB von der deutschen Flak getroffen. Konnte aber nach England zurückkehren und wurde repariert. Am selben Abend folgte ein weitere Einsatz bei dem sie einen Lastensegler mir Ausrüstung und Soldaten zur 82nd Airborne Division brachte. Als im Jahr 1944 die französischen Flugplätze befreit waren, flog sie Versorgungsgüter nach Frankreich und verletzte Soldaten zurück nach England. Am 15.08.44 war sie Teil der Operation Dragoon (Vertreibung der deutschen Truppen aus Südfrankreich) und setzte Fallschirmjäger ab. Am 17.09.44 Einsatz im Rahmen der Operation Market Garden ( Absetzen von Fallschirmjägern). Im Dezember 1944 und Januar 1945 wurden mit der Maschine Versorgungsflüge im Rahmen des Battle of the Bulge (zu deutsch Ardennenoffensive) durchgeführt. Der letzte Einsatz im Krieg erfolgte während der Operation Varsity am 24.06.1945. Operation Varsity diente dem Ziel, nordwestlich von Wesel einen Brückenkopf über den Rhein zu bilden, um sodann im Verbund mit Streitkräften, die im Raum Remagen über die Ludendorff-Brücke den Rhein überquert hatten, das bedeutende Industriepotenzial an Rhein, Emscher, Ruhr, Wupper und Sieg im sogenannten Ruhrkessel einschließen zu können. Am 04.08.1945 war der Kriegseinsatz für diese C-47 beendet und es ging zurück in die USA. Bis zum 1999 wurde die Maschine dann bei diversen Betreibern eingesetzt. Eine Ausnahme bildet noch die Zeit von 1960-1967. Für dieses Zeitraum vermutet man das die Maschine für verdeckte Operationen der CIA eingesetzt war. Von 1999 bis 2003 war die Skytrain als Museumsflugzeug beim Aero Heritage Museum in Arizona ausgestellt. Der Name der Maschine stammt von Air Force Lt. Col. John M. Donalson, Kommandeur der 87th Fighter-Bomber Squadron. Er flog die Maschine am D-Day und es war als Botschaft an Adolf Hitler gedacht, das die Tage der Naziherrschaft nun gezählt sind. Auch die Geschichte der Restauration ist ganz interessant. Im Jahr 2006 stellte Staff Sgt. Matthew Scales Nachforschungen zur Geschichte seiner Einheit an. Dabei stellte sich heraus das genau dieses Maschine von einem Mitglied seiner Einheit (Alabama Air National Guard’s 106th Air Refueling Squadron) am D-Day geflogen wurde. Er konnte diese Maschine dann tatsächlich aufspüren und stellte fest das der Besitzer es in einen flugfähigen Zustand restauriert hatte. Einige Jahre später tauchte die Maschine dann bei Basler auf. Dort sollte sie in eine BT-67 Turboprop Maschine umgebaut werden. Sgt. Scales schrieb jedes Museum an, damit die Maschine erhalten werden kann. Es zeigte aber niemand wirkliches Interesse. Schließlich erhielt er eine Nachricht von Adam Smith, Mitglied der CAF. Nachdem er die Identität der Maschine überprüft hatte und diese sich bestätigte, startete die CAF eine Crowdsourcing Kampagne. Ziel war es 75.000 $ an Spenden zu erhalten um die Maschine von Basler kaufen zu können. Dieses Ziel wurde innerhalb von nur 48 Stunden erreicht. Daraufhin wurde das Ziel auf 250.000 $ erhöht um die Maschine restaurieren zu können. Auch dieses Ziel wurde mit am Ende 330.000 $ erreicht. Allein in die Beseitigung der Korrosion wurden über 1600 Arbeitsstunden investiert. Da auf einigen Bauteilen noch die Originale Farbe vorhanden war, konnte so einen moderne Farbe mit dem gleichen Aussehen produziert werden. Da es sogar Filme und Bilder der Maschine aus den Tagen des Zweiten Weltkrieg gibt, wurden auch die Invasionsstreifen originalgetreu aufgebracht. Das sieht man aus der Nähe, die Striche sind nicht wirklich gerade oder sauber ausgeführt. Da sie einen Tag vor dem D-Day angebracht wurden, mit was auch immer an Pinsel oder ähnlichem gerade verfügbar war. Das Ziel der CAF war die autentistische C-47 auf dem Planeten zu haben. Ich denke am Ende ist das ganz gut gelungen.
Die C-47A ist die mit 5.253 Exemplaren die am häufigsten gebaute Variante der DC-3. Es gibt einige Unterschiede zwischen Skytrain und ziviler DC-3. Die normale Passagiertür wurde durch eine geteilte Frachttür ersetzt. Auch wurde ein Flaschenzug eingebaut um das verladen schwerer Fracht zu erleichtern. Anstatt der Passagierausrüstung im Innenraum, wurde auf alles verzichtet bis auf 28 Metalsitze an beiden Seiten des Rumpfs. Die C-47 besitzt einen verstärkten Frachtraumboden der mit Laschpunkten zum befestigen der Ladung versehen ist. Das erlaubt eine Mitnahme von rund 2,72 t Fracht. Im Gegensatz zur DC-3 ist der Tankinhalt mit 804 zu 822 Gallonen etwas geringer. Dafür wurde die Flügelspannweite um rund 15 cm verlängert. Weiterer Unterschied bei der C-47A ist das man das originale 12V System mit einem 24V System ersetzt hat. Zusätzlich wurde die Kabinenheizung verbessert. Angetrieben wird die C-47A von 2 Pratt & Whitney R-1830-92 Twin Wasp mit je 1.200 PS und 30,2 Litern Hubraum. Die Motoren werden zwar nicht mehr gebaut, aber da über 170000 Triebwerke dieses Typs gebaut werden, gibt es einen großen Second Hand Markt und auch noch „neue“ Ersatzteile.

Douglas C-53D-DO Skytrooper 68830 (MSN 11757) N45366

Auch dieses Maschine hat eine ähnlich bewegte Geschichte. Sie wurde in der Douglas Fabrik in Santa Monica Kalifornien als eine von nur 159 C-53D gebaut und am 07.07.1943 an die US Army Air Force ausgeliefert. Die Maschine wurde der 72nd Squadron zugeordnet. Der Auftrag am D-Day war Lastensegler mit Verstärkungen für die 101st Division in der Nähe von Utah Beach zu schleppen. Um 01:19 am 06.06.1944 flogen 52 Maschinen mit je einem Waco Segler im Schlepp vom RAF Flugplatz Aldermaston in Richtung Normandie. Die Maschine mit dem Namen D Day Doll flog an diesem Tag sowie am folgenden insgesamt 3 Missionen. Außerdem war die 68830 bei Market Garden, der Versorgung der Bastogne und der Überquerung des Rheins mit dabei. Außerdem flog sie Unterstützungsmissionen wie zum Beispiel den Transport von verwundeten zurück nach England. Die C-53 Skytrooper ist als reiner Truppentransporter ausgelegt. Sie ist der C-47 Skytrain ähnlich, hat aber keine Frachttür und auch keinen verstärkten Frachtraumboden. Daraus resultiert das die Maschine weniger flexibel war als die C-47. Aus diesem Grund wurden auch nur insgesamt 380 C-53 gebaut. Im Gegensatz zur C-47 wurden alle C-53 in Santa Monica gebaut. Die C-47 hingegen wurden entweder in Long Beach oder Oklahoma City gebaut. Nur bei den 159 C-53D wurden die Sitze analog zur C-47 an beiden Rumpfseiten angeordnet. Normalerweise sollte auch diese Maschine, ebenso wie die C-47, mit einem Pratt & Whitney R-1830 ausgerüstet sein. Wenn man aber bei der FAA sich die Daten zu der Registrierung N45366 anschaut, dann ist offenbar ein Motor vom Typ Wright R-1820 Cyclone verbaut. Vielleicht hängt es auch damit zusammen das die C-53 im Jahr 2015 einen Motorschaden am rechten Triebwerk hatte.

Zum Glück war ich clever genug die ANkunft der D DAY DOLL auch in bewegten Bildern festzuhalten. 

C-47 und C-53 in Nordholz