Zukünftiger Open Skies Airbus in Nordholz

VP-CVX
Zukünftige 15+03

Am vergangenen Dienstag (26.02.) war mal wieder ein Highlight am Himmel über Nordholz zu sehen. In Hamburg bei Lufthansa Technik wird momentan ein Airbus A319CJ für die Bundeswehr umgerüstet. Am Ende nach rund 150.000 Arbeitsstunden soll dann eine neue Open Skies Maschine für die Bundeswehr bzw. das Auswärtige Amt entstanden sein.

Open-Skies

Ursprünglich wurde der Vorschlag zu einem solchen Abkommen vom US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower 1955 ins Gespräch gebracht. Wurde aber in der Folge durch die Sowjetunion verworfen. So dauerte es letztlich bis zum Jahr 1989 als US-Präsident George H.W. Bush die Idee erneut aufgriff. Letztlich wurde der Vertrag über den „Offenen Himmel“ am 24. März 1992 unter Schirmherrschaft der OSZE von 26 Staaten der NATO und des Warschauer Pakts unterschirieben. Inzwischen sind es sogar 32 Staaten und zusätzlich gibt es noch einige Interessenten.
Bis zum 13.September 1997 besaß Die Bundesrepublik mit einer Tupolew Tu-154M, die aus Beständen der NVA übernommen wurde, eine eigene Open Skies Maschine. Am besagten 13. September kollidierte die Maschine mit einem amerikanischen Transportflugzeug vom Typ Lockheed C-141 Starlifter. Alle 33 Insassen beider Flugzeuge kamen dabei ums Leben. Nach diesem Unfall gab es in Deutschland kein eigenes Flugzeug zu diesem Zweck mehr. Man nutze im Rahmen von Open Skies die Flugzeuge anderer Nationen, meistens Maschinen vom Typ Saab aus Schweden. Da die Flotte der Maschinen, die für Open Skies Flüge zertifiziert sind, immer kleiner wird und vielleicht auch weil man der Rüstungskontrolle in Zukunft größere Bedeutung beimisst, hat sich Deutschland entschieden wieder ein eigenes Flugzeug zu diesem Zweck in der Flotte der Flugbereitschaft zu haben.

Volkswagen Airbus für die Luftwaffe

In der Ausschreibung für die Beschaffung der Maschine wurde schon das Muster vorgegeben. Es sollte ein Airbus A319 werden. Bei Lufthansa Technik machte man sich auf die Suche nach einer passenden Maschine. Letztlich wurde man bei Volkswagen fündig. Die hatten einen A319CJ in der Flotte den man loswerden wollte. Die Maschine flog bei VW mit der Kennung VP-CVX. In diesem Fall wählte man aber wohl nicht die Bermuda Inseln aus steuerlichen Gründen als Land der Registrierung. Nach Aussagen die man im Netz findet spielen wohl hauptsächlich Überflugrechte eine Rolle. Die sollen wohl mit der Bermuda Registrierung einfacher zu erhalten sein. Was vielleicht ein wenig merkwürdig anmutet, ist die Tatsache dass man auf die Idee kommen könnte, dass die Bahn des Flughafen in Braunschweig unter anderem für den VW Flieger verlängert worden ist. Denn dieser konnte bis dahin nicht vollgetankt starten, sondern musste dann noch mal in Hannover landen um dort vollgetankt zu werden. Inzwischen fliegt ja auch die DLR einen A320, so macht die Verlängerung wohl schon Sinn.

Hauptunterschied zwischen dem normalen A319 und dem A319CJ (Corporate Jet) ist die Reichweite. Die Passagierversion liegt bei etwa 6.900 km, der A319CJ bei 11.100 km. Außerdem hat der CJ eine höhere maximale Reiseflughöhe. Die gesteigerte Reichweite wird dadurch erreicht, das im Frachtbereich unter der Kabine zusätzliche Tanks eingebaut sind. Das hat auch zur Folge das etwaiges Gepäck in einem extra Bereich der Kabine transportiert wird. Als die Maschine von Volkswagen zu Lufthansa Technik kam, hatte sie eine VIP Ausstattung. Von dieser sind 2 Toiletten,2 Schränke und die vordere Galley übrig geblieben. Die Wahl viel unter anderem auf die VW Maschine aufgrund der Zusatztanks und weil sie noch nicht außerordentlich viele Flugstunden absolviert hatte. Die Maschine trägt momentan die Kennung D-AISY und wird bei der Luftwaffe unter der taktischen Kennung 15+03 fliegen. Zu den Umrüstungen gehören so banale Dinge wie der Einbau von militärischen Funkgeräten und so gravierende Umbauten wie das Schneiden von 4 Löchern in die Struktur des Rumpf. Insgesamt machen die Umbauten an der Maschine 3 ergänzende Musterzulassungen (Supplemental Type Certificates) nötig. Eine für die strukturellen Änderungen die sich unter anderem durch die Löcher im Rumpf ergeben. Sowie je eine für die Fenster durch die Kameras ihre Aufnahmen machen und für die Kabine. Außerdem braucht das Flugzeug eine militärische Zertifizierung und muss für die Flüge im Rahmen von Open-Skies von allen Mitgliedsstaaten des Abkommens zertifiziert werden. Da man im Rahmen des Abkommens auch Einblick in die Technik der Maschine gewähren muss, wurden an verschiedenen Stellen am Flugzeug zusätzliche Zugangsmöglichkeiten geschaffen. Im Nebenjob soll der Airbus auch in der Lage sein verletzte zu transportieren. Auch beabsichtigt die Bundesrepublik Deutschland die Maschine an andere Open-Skies Nationen samt Crew zu vermieten. Im Inneren der Maschine sind insgesamt 20 Arbeitsplätze zur Überwachung des Flugwegs und der Aufnahmen eingebaut. Die Sitze die dort zum Einsatz kommen werden normalerweise in Hubschraubern eingesetzt. Zusätzlich gibt es im hinteren Bereich der Kabine noch Sitze für bis zu 25 Passagiere. Es gibt auch noch ein paar ungewöhnliche Details. Da nicht an allen Flugplätzen eine Schleppstange verfügbar ist, wird diese normalerweise im Frachtbereich mitgeführt. Da bei diesem Airbus dort aber Tanks untergebracht sind, hat man hier eine Lösung gefunden bei der die Stange in einem Schrank in der Kabine untergebracht wird. Im Heck der Maschine sind 2 Fenster für Kameras angebracht. Diese haben einen Durchmesser von 440 Millimeter und werden durch eine einzelne 4cm dicke Glasscheibe verschlossen. In den vorderen Kamera-Fenstern ist eine optische und eine Infrarot Kamera untergebracht. Die Maschine trägt die Seriennummer 1212 und hatte am 06.05.2000 ihren Erstflug. Es handelt sich um die erste A319 die von Anfang an als CJ gebaut wurde. Wenn man bei google ein wenig nach dem Kennzeichen sucht, findet man tatsächlich ein Repaint für den FS9/FSX. Es gibt im Übrigen im Rahmen des Open Skies abkommen auch vorgaben wie „gut“ die eingesetzten Geräte sein dürfen. Optische Kameras dürfen eine maximale Auflösung von 30cm, Infrarot Kameras von 50cm und bei Radar von 3 m haben. Die beiden Anflüge in Nordholz gingen einmal bis knapp unter 100m und beim zweiten Anflug bis etwa 400m an den Boden. Der zweite Anflug war eigentlich einer im eigentlichen Sinn. Kurz vor Erreichen der Schwelle flog der Airbus einen recht engen Vollkreis. Bei dem waren zum einen die Kamera-Einbauorte gut zu sehen. Zusätzlich war recht gut zu erkennen das im Cockpit auch per Handy gefilmt oder fotografiert wurde. Auf der Oberseite des Rumpfes kann man auch sehen das dort gearbeitet wurde. Hier wurden vor allem Kommunikationsanlagen eingebaut. Das war jedenfalls mal wieder ein spannender Besucher in Nordholz. Am heutigen Samstag war die Maschine übrigens ein weiteres mal in Nordholz. Im Juni soll die Maschine an die Bundeswehr übergeben werden. Mal sehen ob man sie dann noch mal in der endgültigen Lackierung in Nordholz sieht.

Open Skies Airbus über Nordholz