P-3C aus Nordholz in Djibouti – Bericht

Dankenswerterweise habe ich die Freigabe des PIZ der Marine erhalten diesen Text auf meiner Seite zu verwenden. Und da ich gesehen habe das ich auch hin und wieder ein paar Besucher aus Djibouti auf dieser Seite habe, passt es ja auch ganz gut. Er stammt vom 15. Juli und gibt einen Einblick in den Ablauf einer Mission.

7.00 Uhr Ortszeit in Djibouti. Startbahn Null-Neun. „Deutsche Marine 4535, Starterlaubnis erteilt“, dröhnt es auf Englisch aus dem Funkgerät. Der Pilot gibt Vollgas, löst die Bremsen. Die Lockheed P-3C ORION nimmt Geschwindigkeit auf, zieht hoch. Unter ihr braust die trockene Wüste Ostafrikas dahin – vereinzelt Hütten und Schotterwege. Menschen sind kaum zu sehen.

Eine leichte Kursänderung nach links und schon ist der markante graue Seefernaufklärer mit dem schwarzen Balkenkreuz über dem Meer – gleitet über den Golf von Aden mit seinem türkisblauen Wasser. Vorbei an zahlreichen Korallenriffen und Wracks. Ziel: Die Schmuggelroute im Golf von Aden über den Indischen Ozean nach Arabien und Afrika.

Tausende kleiner Fisch- und Transportschiffe, so genannte Dhaus, passieren wöchentlich diesen Weg. Die Besatzungen dieser Holzboote bringen meist bis zu 30 Tage auf dem offenen Meer zu.

Der Tag beginnt früh

Um 3.00 Uhr Wecken. Frühstück mit Bohnenkaffee, Brot und frischem Obst. Anschließend Abfahrt zum französischen Militärflughafen. Einsatzbesprechung um 4.00 Uhr im gekühlten Container. Die Außentemperatur beträgt bereits 42 Grad Celsius. Die 12-köpfige Crew wird in ihren Auftrag eingewiesen. Der lautet: Seeraumüberwachung. Sie sollen heute die „USS Momsen“ unterstützen. Der Lenkwaffenzerstörer operiert ebenfalls im Rahmen der „Operation Enduring Freedom“ (OEF) und sucht im Golf von Aden seit einigen Tagen Planquadrate nach Waffenschmugglern ab.

Verlängerter Arm

Die Flieger sind der verlängerte Arm des Zerstörers. Mit ihren Aufklärungsergebnissen aus der Vogelperspektive können sie ihm wertvolle Informationen liefern: Über Kurs, Geschwindigkeit und Ladung. Verdächtige Schiffe können so schneller geortet und bei Bedarf verfolgt und gestellt werden. Zudem bleibt die Crew in ständiger Verbindung mit ihrem Auftraggeber, dem Kommandeur der so genannten „Task Force 150“. Ein kanadischer Admiral leitet zur Zeit diesen OEF-Verband. Sämtliche Informationen, wie etwa Herkunftsland, Heimat- und Zielhafen gehen über die Echtzeit-Kommunikationsmittel der ORION an den Verbandsführer.

Die P-3C ORION kann mit ihrer neuartigen Kombination von Infrarotsensor und Kamera kleine Schiffe bis auf eine Entfernung von 70 Kilometern identifizieren. Mit ihren vier Motoren bringt es die Maschine auf 750 Kilometer pro Stunde. Damit ist sie mehr als zehn mal so schnell wie die „Momsen“ und kann so ihren Einsatzschwerpunkt schnell verlegen und andere Seegebiete anfliegen.

Der kanadische Admiral ist froh, dass die Deutschen da sind. Er schreibt in seinen Tagesbefehl: „Freuen uns auf die zusätzliche Abdeckung des Operationsgebiets aus der Luft“.

Der Flug

  Knapp acht Stunden dauert der Flug. Die Soldaten fliegen Streife – die arabische Küste hinauf und hinab. Der taktische Offizier, ein erfahrener Marineflieger, leitet den Piloten mit dem Radar von Kontakt zu Kontakt. Ein anderes Besatzungsmitglied untersucht derweil die Schiffe mit der Kamera und dem Infrarot-Sensor, zoomt näher ran und zählt die Besatzung. Er scannt die Ladung und macht Fotos. Hinten im Flugzeug sitzen rechts und links an den Bullaugen zwei Ausgucks. Sie suchen mit ihren Ferngläsern und bei Nacht mit Infrarotsicht-Geräten zusätzlich das Meer nach verdächtigen kleinen Schiffen ab.

Drei Piloten an Bord wechseln sich beim Fliegen ab. Zwischendurch gibt es eine kleine Mahlzeit: Baguette mit Wurst und Käse, Müsliriegel und Obst. Über 40 Schiffe werden an diesem Tag geortet und gemeldet. Nach der Landung wird die Maschine den Technikern übergeben. Es folgt die Nachbereitung und die Techniker entfernen die Sand- und Salzkruste, warten die Maschine und bereiten sie auf den nächsten Flug vor. Der Taktische Offizier meldet sich beim Kommandeur Fregattenkapitän Dirk Groß (43) zurück, berichtet vom Flug und schreibt erste Berichte und Meldungen.

Ein langer Tag: Am späten Abend fallen alle zwölf müde in ihre Kojen. Pause – Erholung vor dem nächsten Flug über das türkisblaue „Paradies“ mit seinen tausenden von Dhaus.

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